Shadow
Box  Zurück

Wie ein Berliner Unternehmen Abwanderung mit Kreativität stoppt.

Wirtschaftswunder-Magazin Berlin Brandenburg | Nov 2010

Häuser im alten DDR-Grau sind kein Renner. Gibt es eine Alternative zum Abriss? Die Berliner spark::ling AG hat gezeigt, wie man in die Jahre gekommene Wohnviertel wieder richtig aufhübscht.

Vögel, Hasen und Fische, die von Häusern springen: Gibt es nicht? Der Berliner Bezirk Weißensee zeigt das Gegenteil. Möglich machte es der Berliner Projektentwickler spark::ling AG zusammen mit dem Künstler Sergej Alexander Dott. Sie haben am Obersteiner Weg im Berliner Bezirk Weißensee gezeigt, wie man mit einer guten kreativen Idee aus dunkel und grau hell und anziehend macht. Am Anfang stand eine nüchterne Bestandsaufnahme: sanierungsbedürftiger Zustand der Wohnanlage aus den 30er-Jahren. Über 50 Prozent der Wohnungen standen leer. Seit 2007 wohnen die Mieter in einem Kunstwerk. Von einer pinkfarbenen Hauswand lässt Künstler Alexander Dott einen Vogelschwarm losfliegen. Daneben tummeln sich Fische wie in einem Meer. Hasen hoppeln über eine Wiese. Für viele Mieter am Anfang ungewohnt. Doch schnell waren sie begeistert und erkannten, dass sie in einem ganz besonderen Haus wohnen. Der Künstler ist kein Unbekannter: Am Potsdamer Platz z. B. ließ er auf Häuserwänden Riesenrosen wachsen.

KUNST AM BAU gegen Abwanderung

Mittlerweile machte das Berliner Beispiel aus Weißensee Schule. Denn die Berliner brachten ihr Modell ins sächsische Zittau. Die ostdeutsche Stadt hat ein Abwanderungsproblem: Vor allem junge Menschen verlassen die Region. Um diesen Trend zu stoppen, setzte die Stadt Zittau in Sachsen jetzt neue Akzente in der Stadtentwicklung, holte sich die Berliner spark::ling AG und Alexander Dott. Ein DDR-Bau aus den 80-er Jahren sollte zu neuem Leben erweckt werden. Und genau das gelang – im neuen „Künstlerviertel Zittau“. Es ist eines der größten Pop-Art-Kunstwerke Deutschlands, das vor allem durch seine aufmerksamkeitsstarke Fassade lebt. Das Konzept von Sergej Alexander Dott beinhaltet die Besinnung auf den Ursprung der Menschheit und seine Nähe zur Natur. So verbindet ein großer, goldener Torbogen in Form einer DNA-Doppelhelix zwei Wohnblöcke über eine Distanz von 16 Metern miteinander und markiert gleichzeitig den Weg in die historische Altstadt. Einzelne Elemente, die auf die Verbindung zwischen dem Menschen und seiner Umwelt Bezug nehmen, stellt der Künstler an den Häuserfassaden dar. So prägen Skulpturen an den Hauswänden, lebensgroße Zentauren und skulpturale Hauseingänge aus Sand das Wohnbild. Die Motive sind vielfältig: an der Hauswand spielende Kinder, Blumenmuster, keltische und ägyptische Zeichen sowie Skulpturen aus Engeln und Schafen.

Frische und kräftige Farben sowie verschiedene Figuren und Symbole spiegeln die Leichtigkeit der neuen Gestaltung des Viertels wieder und regen gleichzeitig die Kreativität an. Der Künstler Sergej Alexander Dott hat eine einmalige Fantasiewelt geschaffen.
„Ein schrilles Pop-Art-Viertel mitten in einer historischen Altstadt, das dürfte deutschlandweit einmalig sein. Bereits seit Beginn des Projekts ist die Anziehungskraft auf Touristen und Besucher der Stadt zu spüren“, erklärt spark::ling-Vorstand Christian Kunzendorf (30). Für Arnd Voigt, Oberbürgermeister der Stadt Zittau, „zeigt das nun sichtbare Ergebnis des mutigen und nicht ganz unumstrittenen Projekt, dass auch in historischen Städten Experimente gelingen können.“ Bereits wenige Wochen nach dem Projektstart in Zittau erhielt das Unternehmen Anfragen nach Gewerberäumen von Startups und Jungunternehmern, die gerne im Künstlerviertel Zittau ihren Firmensitz haben möchten. Parallel zur künstlerischen Gestaltung der Fassaden wird das Quartier bis Ende des Jahres modernisiert. Seit dem Beginn des Projekts hat sich die Nachfrage rasant entwickelt. Der anfängliche Wohnungsleerstand von über 66 Prozent im Jahr 2009 konnte abgebaut werden, so dass es durch die neuen Vermietungen zu einer Revitalisierung des gesamten Quartiers gekommen ist. Die neue Mieterschaft ist gemischt und besteht aus Singles, Studenten und Familien.

Und auch Berlin wird demnächst wieder von der spark::ling AG hören bzw. über ihre aufmerksamkeitsstarken Immobilienprojekte sprechen. Denn ein nächstes Kunstprojekt ist bereits in Planung.